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Die Schöpfungsmythen in verschiedenen Religionen [Bearbeiten]

Alter Orient

Als älteste bekannte Schöpfungsmythen der westlichen Welt gelten die der Sumerer mit den auch später in der Bibel auftauchenden Motiven. Diese Mythen, beispielsweise die Erschaffung des Menschen, wurden in angepasster Form von den eindringenden Semiten übernommen.

Atraḫasis-Epos

Das Atraasis-Epos entstand wahrscheinlich um oder vor 1800 v. Chr. Das Epos, das verschiedene sumerische Themen künstlerisch kombiniert und ältere mythologische Vorstellungen beinhaltet, hatte keine sumerische Dichtung als Grundlage. Tafel 1 trägt den Titel „Als die Götter (noch) Menschen waren“. Die Geschichte, die in vielen ähnlichen Versionen existiert, handelt unter anderem vom Beschluss der Anunna, die Menschen als nachfolgende Generation der ebenfalls göttlichen Igigu zu erschaffen:

„Du (Nintu) bist der Mutterleib, der die Menschen erschafft; erschaffe den Urmenschen, dass er das Joch auf sich nehme. Er nehme das Joch auf sich, das Werk des Enlil; den Tragkorb des Gottes trage der Mensch...Geschtu'e, den Gott der Planungsfähigkeit schlachteten sie (die Götter) in ihrer Versammlung. Mit seinem Fleisch und Blut überschüttete Nintu den Lehm. Für all die zukünftigen Tage...wurde nun aus dem Fleisch der Götter der Widimmu...Die Igigu, die großen Götter, spieen Speichel auf den Lehm...Mami/Nintu tat ihren Mund auf und sprach: Eure (Igigu) schwere Mühsal schaffte ich ab, euren Tragkorb legte ich den Menschen auf.“

– Atraḫasis-Epos, Tafel 1, Verse 194 bis 241[1]

Gilgamesch-Epos

Das Gilgamesch-Epos stammt aus dem babylonischen Raum. Es erzählt von den Heldentaten Gilgameschs und seiner Freundschaft mit dem von der Göttin Aruru erschaffenen menschenähnlichen Wesen Enkidu, thematisiert aber vor allem seine Suche nach Unsterblichkeit. Das Epos gilt als die erste Dichtung, welche die Loslösung von den Göttern, zugleich aber auch die Angst vor der Vergänglichkeit des Lebens thematisiert.

Das Gilgamesch-Epos enthält zahlreiche Parallelen zur biblischen Überlieferung. So erinnert die Figur des biblischen Noach stark an den göttlich auserwählten Helden Utnapischtim.[2] Im 1. Buch Mose, Kapitel 6 EU) findet sich auch das Motiv von Engeln, die sich auf der Erde materialisiert haben und Beziehungen mit Menschenfrauen eingegangen sind.

Enuma Elisch

Übersetzt bedeutet Enma el○sch „Als oben [der Himmel noch nicht genannt war]“. Es ist nicht nur der Name, sondern auch der Beginn des babylonischen Weltschöpfungsmythos und Lehrgedichts.

Als Babylon innerhalb der Städte des Zweistromlandes eine Vormachtstellung einnahm, gewann die Stadtgottheit Marduk innerhalb des sumerisch-akkadischen Pantheons ebenfalls an Bedeutung. Dies wurde verdeutlicht, indem Marduk in den Weltschöpfungsmythos mit eingebunden wurde. Das Werk diente fortan zur ideologischen Untermauerung des babylonischen Herrschaftsanspruches.

Im Mythos wird die embryonale Welt geschildert, wie die Erde geschaffen wurde. Hier sind Abzu („der Uranfängliche“) und Tiamat („die sie alle gebar“; dargestellt als ein Seeungeheuer) die ersten Daseinsformen, lange vor der Schöpfung. Es entstehen mehrere Götter, über die jedoch außer den Namen nichts bekannt ist. Später werden Abzu und Tiamat in einem G￶tterkampf von den jungen Göttern der neuen Generationen gestürzt.

Antikes Griechenland

Platon sieht die Welt von einem Demiurgen (göttlicher „Handwerker“) geschaffen.

Aristoteles nimmt einen unbewegten Erstbeweger („primum movens“) als Anfangspunkt jeder Bewegung an.

Seit der Antike kreist die philosophische Diskussion besonders auch um die Frage der Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo). Demgegenüber steht die Aussage „Ex nihilo nihil fit“ („Aus nichts entsteht nichts“), die zuerst beim Vorsokratiker Melissos auftraucht und von Aristoteles übernommen wurde.

Zoroastrismus

Im Zoroastrismus, der von Zarathustra gestifteten und im Buch Avesta festgehaltenen iranischen Religion, ist Ahura Mazda der Schöpfergott, der zuerst die geistige Welt (Menok) und dann die materielle Welt (Geti) erschaffen hat; er verkörpert die Macht des Lichts, ist Schöpfer und Erhalter der Welt und der Menschheit und ist der Gott der Fruchtbarkeit der Lebewesen.

Zarathustras Lehren sind während des Babylonischen Exils auch in das Judentum eingeflossen. Speziell die Begriffe Himmel und Hölle waren im Judentum vorher unbekannt; Satan als Gegenspieler Gottes geht vermutlich auf Ahriman zurück, und Engel sind auch im Zoroastrismus bekannt. Sie werden dort Malakhim und Daeva genannt.

Judentum: Schöpfungsbericht der Bibel

Die Bibel nennt Gott den Schöpfer. Beispiele:

  • Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat – er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, dass man auf ihr wohnen solle: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr.“ Jesaja 45,18
  • siehe, er ist's, der die Berge macht und den Wind schafft; er zeigt dem Menschen, was er im Sinne hat. Er macht die Morgenröte und die Finsternis“ Amos 4,13
  • Dieser Text ist in zwei Berichten zu Beginn der Genesis (griech. „Ursprung“, „Entstehung“) ausformuliert, die nach historisch-kritischer Auffassung von verschiedenen Autoren aus verschiedenen Zeiten, nach evangelikaler Auffassung von Moses stammen. Den Schöpfungstext in Genesis 2 schreibt die historisch-kritische Pentateuch-Forschung oft dem Jahwisten zu, einer hypothetischen Quelle, die manche in die Salomozeit datieren, die aber vermutlich deutlich jünger sei, eventuell stamme der Text erst aus exilischer Zeit. Der Schöpfungsbericht in Genesis 1 gilt in der Forschung als der jüngere; er stammt möglicherweise aus der exilisch-nachexilischen Priesterschrift, ebenfalls eine hypothetische Quelle, welche – ebenso wie der Jahwist und der Elohist – bis heute nicht nachgewiesen werden kann.

Das hebr¦ische Wort bará´ und das griechische Wort ktízo, die beide „schaffen“, „erschaffen“ bedeuten, werden in der Bibel nicht nur im Sinne von Creatio ex nihilo verwendet, die als Konzept erstmals in 2 Makk 7,28 EU erscheint, sondern auch mit Bezug auf das schöpferische, mühelos ausgeführte Handeln Gottes, welches völlig neues, bisher nicht gewesenes hervorbringt, gebraucht. In verschiedenen Segenssprchen, insbesondere beim Kiddusch am Sabbat, wird Gott als boré (Schöpfer) angesprochen.

Schöpfungstexte der Genesis

Augenscheinlich liefert das 1. Buch Mose (Genesis) der Bibel zwei Schöpfungstexte. Nach der Dokumenten-Hypothese der historisch-kritischen Theologie könne der Pentateuch nicht, wie überliefert, durch einen Autor (nämlich Mose) niedergeschrieben worden sein (siehe Biblische Verfasserschaft); vielmehr sei dies durch das Verschmelzen verschiedener Traditionsströme während der mündlichen und schriftlichen Überlieferung entstanden zu denken. Manche Theologen bezweifeln die Dokumenten-Hypothese, und weisen darauf hin, dass die zwei Berichte auch zusammen einen Sinn ergeben, wenn man berücksichtigt, dass die so genannte Stereometrie ein gängiges Erzählprinzip hebräischer Autoren war.

In Genesis 1,1 - 2,4a wird in stark formalisierter Sprache das Sechstagewerk beschrieben. Nach den meisten jüdischen Kommentatoren ist die Einleitung der Schöpfungsgeschichte als Temporalsatz zu verstehen: Als Gott begann, Himmel und Erde zu erschaffen, die Erde öd und wüst war und Finsternis auf der Fläche des Abgrundes… da sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht.[3]Am Anfang eines jeden Tages steht das Wort Gottes, gefolgt von der Bestätigung „und es geschah so“. Gott betrachtet sein „Tageswerk“ und „sah, dass es gut war“ (außer am 2. Tag „und es rief Gott dem Gewölbe: Himmel und es wurde Abend und es wurde Morgen“). Am Vorabend des jeweiligen Tages wird aus „Abend und Morgen“ der nächste Tag, mit kleinen formalen Unterschieden: im hebräischen Urtext steht beim ersten Mal nicht, wie in manchen Bibelbersetzungen, der erste Tag, sondern die Kardinalzahl ein Tag, und der abschließende sechste Tag wird durch den bestimmten Artikel hervorgehoben. Im ersten Kapitel von Genesis wird die Erschaffung des gesamten Universums beschrieben, der Mensch wird am sechsten Tag erschaffen. Ihm kommt eine besondere Bedeutung zu, da er als letztes Lebewesen und als ein Ebenbild Gottes geschaffen wurde.

Eine sehr ähnliche Schöpfungsgeschichte gab es in der ägyptischen Stadt Memphis: Der Gott Ptah, Gott der Handwerker und Baumeister, erschafft durch seine Zunge und sein Herz den Sonnengott Atum. Die memphitische Theologie ist die früheste bekannte Theologie, die auf dem Prinzip des Logos beruht, der Schöpfung durch das Wort und die Rede. Auch die „Lehre für Meri-Ka-Re“ enthält Ähnlichkeiten mit dem biblischen Schöpfungsbericht.

Direkt darauf folgt ein Bericht, der als eine Version aufgefasst wird, die in Mesopotamien spielt. Gemeinsam ist beiden Berichten, dass die Welt als Werk eines einzigen Gottes dargestellt wird (Monotheismus). Der Ausdruck für Gott Elohim stellt rein äußerlich eine Mehrzahlform dar, wird jedoch meistens mit dem Singular konstruiert, beispielsweise im Einleitungssatz der Schöpfungsgeschichte. Stellen im Buch Genesis, an denen von Gott im Plural (wir und uns) die Rede ist, können als Pluralis majestatis interpretiert werden.

Sowohl der erste als auch der zweite Schöpfungsbericht enthalten auffallende Ähnlichkeiten zum babylonischen Schöpfungsmythos Enuma Elisch. Die Übersetzung der Einleitung des Schöpfungsberichts als Temporalsatz in der Form Als… da… findet Parallelen in den Einleitungssätzen mesopotamischer Epik. Thematische Bezüge zur Schöpfung des Weltalls finden sich in so trivialen Texten wie der „Beschwörung eines Zahnschmerzes“, aber auch in so einem bedeutenden Werk wie der sumerischen K￶nigsliste.[4]

Das hebräische Wort Tehom, im zweiten Satz von Genesis für den „Abgrund“ verwendet, geht etymologisch auf denselben Ursprung wie die babylonische Göttin Tiamat zurück. Damit wird jedoch kein personifiziertes Wesen, sondern ein abstrakter Begriff bezeichnet. Im Gegensatz zum babylonischen Schöpfungsmythos enthalten die biblischen Schöpfungsberichte keine Beschreibung eines G￶tterkampfs und keinen Hinweis auf eine Existenz vor der Schöpfung. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb in Gen 1,21 EU die „großen Seeungeheuer“ gesondert erwähnt werden - um zu betonen, dass auch sie von Gott erschaffen wurden.

Gemäß der Mischna (Chagiga 2, 1) ist es verboten, zwei Personen in der Einleitung des 1. Buches Mose zu unterrichten, sofern diese Schüler nicht weise und fähig sind, den Stoff selbst zu verstehen. Das Studium der Schöpfungsgeschichte gehört folglich im Judentum zum esoterischen Bereich (hebr. sod - „Geheimnis“), das nur unter einschränkenden Bedingungen, beispielsweise erst ab einem gewissen Alter, möglich ist.

Bericht im Buch der Sprichwörter

Im Buch der Sprichwörter findet sich eine weitere Darstellung der Schöpfung. Die personifizierte Weisheit berichtet dort:

Spr 8,22-31 EU: „Der Herr hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“

Die personifizierte Weisheit, im Christentum als Sophia mit dem Heiligen Geist gleichgesetzt, spielt sowohl im Gnostizismus als auch in der Kabbala eine wichtige Rolle. Als eine der Emanationen des ursprünglichen alleinigen und nicht-erkennbaren obersten Gottes hat sie dem materiellen menschlichen Geschöpf der weiteren göttlichen Emanation, des Demiurgen Jaldabaoth, Geist und damit das ihn vom Tier Unterscheidende eingeblasen.

In der Kabbala ist Chochma (Weisheit) ebenfalls eine der göttlichen Emanationen, die hier Sephiroth genannt werden. Im kabbalistischen Lebensbaum steht die Weisheit unter Kether („Krone“) an zweiter Stelle.

Christentum

Das Neue Testament übernimmt die alttestamentarische Vorstellung von Gott als Schöpfer, spricht jedoch zudem von der Menschwerdung Gottes in Christus. Der Schöpfer (der Vater) sowie Jesus Christus als Sohn Gottes offenbaren sich im heiligen Geist, um in geistiger Form gegenwärtig zu sein. Im Prolog des Johannesevangeliums, einer Variation des Schöpfungsberichts aus der Genesis, wird der Logos mit Gott gleichgesetzt. Der Apostel Paulus schreibt über Jesus, den Mitschöpfer, im Kolosserbrief (1,15-18) folgende Worte: „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der erstgeborene Sohn des Vaters; er ist der Anfang der Schöpfung. Durch ihn ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde lebt, alles, was man sehen kann, und auch die unsichtbaren Mächte und Gewalten. Alles hat Gott durch ihn geschaffen, und in ihm findet alles sein letztes Ziel. Er war vor allem anderen da, und alle Dinge bestehen durch ihn. Er ist auch das Haupt des Leibes, und dieser Leib ist die Gemeinde. Er ist der Anfang der neuen Schöpfung, denn er ist der erste von allen Toten, der zu neuem Leben geboren wurde; in allem muß er der Erste sein.“

Der „Quellenscheidungstheorie“ wird z.B. aus evangelikal-theologischen Kreisen entgegnet, dass Jesus Christus selbst den Pentateuch unmissverständlich Moses zuschreibt, was ausgehend von ihrer Position, dass seinem Wort göttliche Autorität zukommt, verbindlich gelte: „Denn wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ (Joh 5,46-47).

Im Credo wird Gott als „Schöpfer des Himmels und der Erde“ (factorem coeli et terrae) bezeichnet.

Islam

Im Koran findet sich die Schöpfungsgeschichte in zahlreichen Abschnitten. Diese ergänzen und wiederholen sich gegenseitig. Beispiele dafür sind Sure 21, 30-33; 32, 4-9; 41; 9-12; 7, 54; 10, 3. Quelle ist dabei zum wesentlichen Teil die biblische Schöpfungsgeschichte. So wird zum Beispiel das Sechstagewerk unverändert übernommen - in Sure 7,54; 10, 3; 11, 7; 25, 59 und 32, 4.

Mehrere Begriffe, die in der islamischen Theologie zu den 99 Namen Gottes gerechnet werden, bezeichnen Gott als Schöpfer. Dazu gehören die Begriffe al-Badīʿ' (arabisch žžĒįČĻķŚż) sowie al-Bāriʾ (žžĒįČĒŃĘż), der auf das hebräische, in der Genesis verwendete Verb bārā zurückgeht. Im Koran wird der synonyme Begriff al-Chāliq (žžĒįĪĒįŽż) über 200 Mal verwendet. Das entsprechende Verbalsubstantiv Chalq („Schöpfung“) bezeichnet sowohl die göttliche Handlung als auch das Schöpfungswerk selbst.[5]

Eine besondere Rolle spielte in der islamischen Geschichte die Frage, ob der Koran erschaffen und somit kritisierbar sei, wie dies die Mutaziliten vertraten, oder ob er als Kalam (Logos) von Anfang an in der Welt vorhanden gewesen sei. Zur Zeit der Herrschaft der Mutaziliten in Bagdad im frühen 9. Jahrhundert erreichte sie eine besondere Brisanz, als die Kadis mit inquisitorischen Mitteln (Mihna) darüber befragt wurden, ob sie an die Ewigkeit Gottes und an die Erschaffenheit des Korans glaubten.

Buddhismus

Die Texte des Theravada-Buddhismus (Pali-Kanon) kennen Gottheiten, die sich selbst als ungeborene, unvergängliche also ewige Schöpfer der Welt verstehen (Brahmas). Dort ist es dem Buddha Siddhartha Gautama und einigen seiner Anhänger auch möglich, mit diesen Gottheiten in Kontakt zu treten. Es wird jedoch deutlich, dass die Brahmas hinsichtlich ihrer Allmächtigkeit und Unvergänglichkeit einem Irrtum unterliegen. Vielmehr sei ihnen aufgrund ihrer sehr langen Lebensdauer die Erinnerung an ihren Ursprung verloren gegangen und auch gibt es Daseinsbereiche, die ihnen unzugänglich sind (siehe z.B. Brahmanimantaṇika Sutta, Majjhima Nikāya 49, Pali-Kanon).

Die Vorstellung einer wie auch immer gearteten Schöpfung und die eines Schöpfers, sei es nun eine göttliche Wesenheit oder ein abstraktes Prinzip, wird im Buddhismus letztlich ignoriert oder als nebensächlich behandelt. Buddha Siddhartha Gautama selbst begründete dieses damit, dass die Beschäftigung mit solchen unergründlichen Fragen im religiösen Leben letztlich keinen Erkenntnisgewinn bringt und er deshalb nichts darüber sagen werde. Neben einigen anderen Fragen (wie z. B. nach einer präzisen Darstellung der Wirkung von Karma) seien die Fragen nach Schöpfung und Herkunft des Lebens prinzipiell nicht sinnvoll oder vollständig zu beantworten und erzeugten lediglich Verwirrung bis hin zum Wahnsinn (siehe Acintita Sutta, Anguttara Nikāya 4.77, Pali-Kanon).

Zur Verdeutlichung existiert ein bekanntes Gleichnis: Es schildert die Situation eines Mannes, der bei einem unerwarteten Attentat von einem vergifteten Pfeil getroffen wird. Der herbeigerufene Arzt fragt zunächst wer den Pfeil abgeschossen hat (vgl. Gottesbeweis), aus welcher Richtung der Pfeil kam (Herkunft der Welt), warum der Schütze geschossen hat (aus welchem Grund wurde die Welt erschaffen, vgl. auch Theodizee) und so weiter. Aus buddhistischer Sicht liegt die Gefahr aber darin, dass über all diesen Fragen und Erklärungen das Herausziehen des Pfeils versäumt wird und der Angeschossene stirbt, bevor er sein Leben oder das Anderer retten kann (vgl. Cūḷamāluṅkya Sutta, Majjhima Nikāya 63, Pali-Kanon).

Schöpfung aus wissenschaftlicher Sicht

Die modernen Naturwissenschaften gehen allesamt von einer Entstehung der Welt aus physikalischen Prinzipien aus und verneinen somit einen Schöpfergott oder anders personifizierte Mächte.

Schon Johannes Kepler dachte über die Frage nach, ob das Universum unendlich sei, und zu Ende des 18. Jahrhunderts konnte Wilhelm Olbers (Entdecker des 2. und 4. Asteroiden) diese Frage durch sein berühmtes Paradoxon für das damals als statisch angenommene Universum verneinen.

Während bis Mitte des 20. Jahrhunderts im physikalischen Weltbild noch die Steady-State-Theorie vorherrschte, nach der das Weltall im Wesentlichen immer dieselbe Struktur hätte, führte die Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung 1964 zur allgemeinen Anerkennung der Urknall-Theorie, die erstmals 1931 durch den belgischen Theologen und Physiker Georges Lematre formuliert worden war. Der Urknall bezeichnet keine „Explosion“ in einem bestehenden Raum, sondern die gemeinsame Entstehung von Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität.

Das Alter des Universums wird aufgrund von Präzisionsmessungen des Satelliten WMAP mit 13,7 Milliarden Jahren angegeben. Wie die Sonne und ihre anderen Planeten entstand die Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus der Verdichtung des Sonnennebels.

Religionsgeschichtliches

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  • Linge B. M. (Hg.): Schöpfungsmythologie in den Religionen, Frankfurt/M. 2001.
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  • Khoury, A. T.: Jüdisch-islamische Schöpfungslehren und ihr Auftrag an den Menschen. Vermehrung, Gestaltung, Verantwortung in der ihm anvertrauten Welt, in: Ordensnachrichten 39 (2000) 13-24
  • Exegese des Schöpfungsberichts und anderer biblischer Texte
  • Löhde, Detlef: Die Schöpfungsgeschichte: Bericht oder gleichnishafte Erzählung?, Gr. Oesingen, 1989, ISBN 3-922534-50-3
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  • Simonis, Walter: Über Gott und die Welt. Gottes- und Schöpfungslehre, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-70375-1
  • Wagner, Harald: Die Schöpfung - Der Wille Gottes zur Communio, in: Studienbücher Theologie: Dogmatik Bd 18. Stuttgart 2003.376-435 ISBN 3-17-016469-4

 

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