Evolutionistischer Kreationismus und Theologie
Der Evolutionistische Kreationismus sieht Gott als Schöpfer, der die Lebensformen mittels Evolution erschuf und weiterentwickelt, wobei es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie stark er in diesen Prozess eingreift. Dennoch halten seine Anhänger die Evolutionstheorie, wie die Naturwissenschaft sie beschreibt, für unzureichend und sehen das zusätzliche Eingreifen eines Gottes als zwingend notwendig an. Die Richtung stimmt einigen Positionen des Langzeitkreationismus zu (wie die Konkordanzhypothese oder Lückentheorie), unterscheidet sich ansonsten aber deutlich von den übrigen Richtungen des Kreationismus, da ihre Vertreter (insbesondere im Gegensatz zum progressiven Kreationismus) die Theorie der gemeinsamen Abstammung akzeptieren. Deshalb wird sie manchmal nicht als Kreationismus eingeordnet, obwohl sich ihre Vertreter so verstehen. Gemeinsam mit den übrigen Richtungen des Kreationismus ist der Standpunkt, dass die natürliche Selektion nicht die Ursache für die Entstehung neuer Arten ist. Dies soll stattdessen durch das direkte Eingreifen Gottes in den Evolutionsprozess bewirkt werden.
Der evolutionistische Kreationismus interpretiert die Heilige Schrift wörtlich und leitet dabei Aussagen über eine gemeinsame Abstammung aus dem Bibeltext her.
Die meisten protestantischen Kirchen und seit einigen Jahrzehnten auch die römisch-katholische Kirche vertreten DAGEGEN die Auffassung, dass die Evolutionstheorie und das Christentum miteinander vereinbar sind.[5] Wesentliche Fortschritte für eine Neuinterpretation der Evolution in Bezug zur christlichen Überlieferung und Heilsbotschaft stammen von Pierre Teilhard de Chardin, einem Jesuiten wie Evolutionsforscher und Anthropologen, nach dessen Auffassung die Schöpfung nicht abgeschlossen ist, sondern nach wie vor andauert.
Von einigen Vertretern der liberalen Theologie wird die Genesis als eine Metapher verstanden, die keine wissenschaftlichen Aussagen macht. Eine Reduktion des Schöpfungsberichts der Bibel auf einen reinen Mythos wird etwa bei Eugen Drewermann vertreten[6]). Dieser bringe vor allem Grundstrukturen des Menschseins und das Verhältnis des Menschen zu Gott (Gen 1, 26: "Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich") zum Ausdruck. Vielfach kritisiert wird jedoch eine Reduktion der biblischen Überlieferung zu einem beliebigen Text wie der Drewermann ebenso unterstellte radikale Verzicht[7] auf Ontologie und Metaphysik in der Tradition der Gott-ist-tot-Theologie der 1960er-Jahre.
Im Mainstream der christlichen Theologie in Deutschland, sowohl der evangelischen und katholischen Kirche wird nach wie vor systematisch angestrebt, auch in der Nachfolge Rudolf Bultmanns, entsprechend der Existentiale Interpretation wie der historisch-kritischen Methode die biblische Botschaft gerade auch an Menschen mit wissenschaftlichem Weltbild zu vermitteln. Dies gilt auch für neuere Interpretationen des Alten Testamentes, inklusive der Schöpfungsberichte.[8]
Nach Auffassung der klassischen katholischen Scholastik übersteigt der Glaube die Naturwissenschaft, kann ihr jedoch nicht widersprechen, da beide auf Gott zurückgehen.
Alle diese Standpunkte stellen sich im Gegensatz zum evolutionistischen Kreationismus auch nicht gegen die natürliche Selektion als Mechanismus für die Entstehung der Arten. Die Trennung zwischen diesen Richtungen ist aber sehr unscharf und es gibt mehrere Zwischenpositionen; meist werden sie alle unter dem Oberbegriff Theistische Evolution zusammengefasst
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